Witwen erzählen: "Irgendwann muss jeder gehen"

Peter Mayr
13. Februar 2014, 15:50
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    foto: custos verlag

Wenn der Partner stirbt: Ein Buch lässt Frauen zu Wort kommen, wie sie mit Schmerz und Trauer umgehen – und wie ein Leben danach funktioniert

Wie verkraften Menschen den Tod des Partners? Wie kommt man über den Verlust hinweg? Petra Wolf lässt in ihrem Buch "Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen" Witwen erzählen. "Trauer ist der Preis  für die Liebe", schreibt Wolf, die selbst ihren Mann vor Jahren verloren hat. Mit ihrem Buch will sie "individuelle Antworten" auf all jene Fragen geben, die sich in dieser von Schmerz, Leere und Hilflosigkeit gezeichneten Zeit stellen. Denn, schreibt sie im Vorwort: Sie selbst habe sich "in den Schicksalen der Frauen, die über ihr Leben erzählten, wiedergefunden". Wolf lässt die Frauen selbst erzählen, greift nicht als Fragestellerin ein.

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Eine vorangestellte kleine Beschreibung zur Person hilft, die Situation der Frau einzuordnen. Bei Christin wird etwa angeführt, das bei ihrem Mann ein Gehirntumor diagnostiziert wird. Die 43-Jährige kann Alex nicht vergessen: "Diese Endgültigkeit kann ich nicht fassen, so wie man die Unendlichkeit nicht fassen kann. Die Sonne geht auf, sie geht unter und ich habe den Tag wieder rumgekriegt. Irgendwie funktioniere ich." Reginas Mann stirbt bei einem Betriebsunfall. "In der ersten Woche nach seinem Tod habe ich mich völlig verändert. Meien Haare sind ganz schnell grau geworden und ich bekam ein ganz anderes Gesicht. Ich selber habe das nicht gemerkt, aber andere haben zu mir gesagt: 'Du warst gar nicht zu erkennen", erinnert sich die 70-Jährige an diese Zeit.

18 Witwen

18 Witwen im Alter zwischen 40 und 77 Jahren hat Wolf interviewt. Die Stärke des Buches ist die Offenheit dieser Frauen. Sie erzählen schonungslos, was passiert ist – und wie ihre Gefühlslage war und ist. Nicht alle waren mit ihrem Mann glücklich, andere haben wiederum einen neuen Partner gefunden.  "Der vierte Winter nach Berthold ist lang und kalt. Aber er ist nicht mehr einsam. Ich freue mich auf jeden Abend, an dem Edgar uns ich uns in die Arme nehmen können. Irgendwann muss jeder gehen, klar, aber bitte, bitte noch nicht so bald", erzählt die 51-jährige Lisa.

Wolfs Buch will ein "leiser Händedruck" sein – und etwas Tröstliches für alle Menschen, die jemanden verloren: "Sie werden sich in vielen Geschichten wieder- und bestätigt finden. Sie werden lesen, dass dem niederschmetternden Gefühl etwas Neues, etwas Anderes folgt." In Österreich waren übrigens laut jüngster Registerzählung aus dem Jahr 2011 573.070 Menschen verwitwet, oder acht Prozent der Gesamtbevölkerung. Mehrheitlich waren es Frauen, nämlich 478.112. (Peter Mayr, derStandard.at, 13.2.2014)

Petra Wolf
Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen
Witwen erzählen
Custos Verlag 2013
200 Seiten, 13,30 Euro

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2 Postings
14.2.2014, 17:10vor 17 Stunden
Ja sowas gibts. Es gibt auch noch die andere Variante

Kenne selbst zwei Witwen, deren Männer an einem Tumor bzw. an einem Krebsleiden starben und die offen zugaben: hätte er es überlebt, dann hätte ich ihn sowieso verlassen.

Die eine sieht jetzt 10 Jahre jünger aus wie vorher und lebt mit einem neuen Partner zusammen, die andere ist mittlerweile verstorben. Aber nicht aus Gram oder Sehnsucht.... Krebs.

Karma, Schicksal, keine Ahnung...

14.2.2014, 16:02vor 18 Stunden

Man darf nicht vergessen, dass es viel mehr betroffene Personen sind als die erwähnten 8%, da die Statistik nur die verheirateten erfasst und andere Formen der Partnerschaft auch bei Älteren mittlerweile weit verbreitet sind.

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